Date Published

03/12/2020

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Heute ist der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen. Jedes Jahr geht es am 3. Dezember darum, die Belange von Menschen mit Behinderungen zu stärken. Im folgenden Interview möchten wir Alexander Dellheim zu Wort kommen lassen. Alexander ist langjähriger Mitarbeiter bei uns im Bereich Tracking & Reporting, sitzt im Rollstuhl und hat uns von seinem Arbeitsalltag bei Capita erzählt.

 

Hallo Alexander, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, uns dieses Interview zu geben. Fangen wir doch mit einer kurzen Vorstellung an. Was kannst du uns über dich erzählen?

Mein Name ist Alexander Dellheim, ich bin 43 Jahre alt und ledig. Ich bin seit meiner Geburt behindert. Ich wurde mit einer Spina bifida geboren (offener Rücken) und sitze im Rollstuhl. Nachdem ich „erfolgreich“ mein Abitur abgebrochen habe, habe ich eine Ausbildung zum Bauzeichner beendet. Durch die Nicht-Übernahme durch meine damalige Ausbildungsfirma, bin ich 1999 im Call-Center-Bereich gelandet und der Branche bis heute treu geblieben. Im August 2006 habe ich als erster Rollstuhlfahrer bei Capita angefangen (damals noch adm GmbH), nachdem ich vorher ein Jahr als Kundenberater in einem ihrer Tochterunternehmen gearbeitet habe. Damals wurde ich als Teamleiter eingestellt, wo ich verschiedene Projekte unterschiedlicher Auftraggeber betreut habe. 2011 musste ich nach einer Hüft-OP die Position wechseln, da mein Projekt-Arbeitsplatz nur über drei Stufen erreichbar war, die ich nicht mehr bewältigen konnte. Noch während meiner Krankschreibung hat man hier aber nach Alternativen für mich gesucht und so bin ich bei Tracking & Reporting gelandet. Hier arbeite ich auch heute noch.

 

Dann hast du ja schon einen beachtlichen Weg bei Capita hinter dir – schön, dass du bei uns bist. Ergeben sich durch deine Behinderung im (Arbeits-)Alltag viele Herausforderungen?

Da ich auf einen Rollstuhl angewiesen bin, ist es für mich in erster Linie wichtig, dass ich meinen Arbeitsplatz ohne Barrieren erreichen und die entsprechenden sanitären Anlagen nutzen kann, was schon immer gegeben war. Ansonsten stellt meine Behinderung keine speziellen Herausforderungen im Arbeitsalltag dar. Mein jetziger Job ist auf meine Bedürfnisse ausgerichtet und ich kann ihn wie alle anderen Kolleginnen und Kollegen wahrnehmen.

 

Wie unterstützen dich deine Kolleginnen und Kollegen bzw. Capita dabei?

Gar nicht *lach*, da ich ja glücklicherweise im Großen und Ganzen keine Hilfe benötige. Maximal wenn der Fahrstuhl ausgefallen ist bzw. Feueralarm ist, und es dann darum geht, mich samt meines Rollstuhls fünf Etagen nach unten zu bekommen. Ansonsten behandeln mich alle wie jeden anderen auch. Die meisten sehen den Rollstuhl gar nicht, was auch gut ist.

 

Was würdest du dir als Betroffener von Capita wünschen, um deinen Arbeitsalltag noch einfacher zu gestalten?

Dazu kann ich nicht viel sagen, weil man meinen Bedürfnissen an meinem Arbeitsplatz rundum gerecht geworden ist. Das fängt mit einem separaten Parkplatz in der Tiefgarage an und hört bei der rollstuhlgerechten Toilette auf. Für alle anderen Belange habe ich ja im Notfall die SBV*, die ich bisher jedoch noch nicht in Anspruch nehmen musste.

 

Hast du Tipps oder Ratschläge für Kolleginnen und Kollegen, die selbst betroffen sind?

Ja, und zwar: Habt keine Angst euren Arbeitgeber um Unterstützung zu bitten, wenn ihr auf Grund eures Handicaps Hilfe oder Anpassungen benötigt. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass ich hier immer unterstützt worden bin und ggf. mein Arbeitsplatz gemäß meinen Bedürfnissen angepasst wurde bzw. ich immer vorher gefragt wurde, wenn Änderungen anstanden. Ich kann nicht für jede Behinderung sprechen, aber grundsätzlich muss man bei Capita seine Behinderung nicht verstecken, ihr seid nicht die ersten und werdet nicht die letzten in der Firma sein.

Vielen Dank für das Interview, deine Perspektive und deine Einschätzungen, Alexander.

 


 

* Die Schwerbehindertenvertretung (SBV) setzt sich für die Anliegen und Rechte unserer Kolleginnen und Kollegen mit Behinderung ein. Dabei beschäftigen sie sich mit individuellen Belangen von Betroffenen sowie mit dem Gruppeninteresse der Gesamtheit der schwerbehinderten Beschäftigten im Unternehmen. Im Fokus steht auch die Eingliederung schwerbehinderter oder ihnen gleichgestellter Menschen in den Betrieb. Eine wichtige Aufgabe der SBV ist zudem, Menschen im Unternehmen bei der Feststellung einer Behinderung oder Schwerbehinderung oder einem Antrag auf Gleichstellung zu unterstützen. Als gewählte Interessenvertretung hat die SBV den gesetzlichen Auftrag, zu prüfen, dass der Arbeitgeber die ihm gesetzlich übertragenen Pflichten erfüllt.